Familie Möttig hat vor drei Jahren begonnen, auf erneuerbare Energien umzustellen. Inzwischen verfügt sie über eine Solaranlage, eine Batterie zum Stromspeichern, ein Elektroauto und eine Wärmepumpe.
Angefangen hat es mit Greta. Mit der Klima-Aktivistin aus Schweden? „Ja, wirklich, mit Greta Thunberg“, erzählt Steffen Möttig. Sie hat dazu beigetragen, dass Familie Möttig nun in einem energieautarken Haus lebt, in einem hübschen, kleinen Ort am Stadtrand von Dresden. In den vergangenen drei Jahren haben sie Schritt für Schritt umgerüstet. Zum Haus gehören: Solarmodule auf dem Dach, ein Solar-Terrassendach, eine Batterie, um den gewonnenen Strom zu speichern, ein Elektro-Auto und eine Wärmepumpe. „Mehr kann man fast nicht machen“, sagt Steffen Möttig. Die Familie hat diesen Weg eingeschlagen, um einen Beitrag für den Klimaschutz und die Energiewende zu leisten. Und Kosten einzusparen.
Für Innovationen und Technik hat sich Steffen Möttig schon immer interessiert. Er studierte Mikroelektronik und arbeitet im IT-Bereich von SachsenEnergie. Vor einiger Zeit begannen seine beiden Töchter, mit ihm über die Klimabewegung zu diskutieren. Greta Thunberg, die die Fridays-for-Future-Proteste gestartet hat, und ihre Forderungen, von fossilen Energien loszukommen, spielten dabei auch eine Rolle. Seine Kinder sprachen ihn auf sein Hobby an: Er interessiert sich für Autos, in seiner Freizeit schraubt er gern herum. „Sie haben gesagt, du kannst nicht nur in Richtung Auto denken. Du musst auch was für den Klimaschutz tun.“ Also begann der Familienvater nachzudenken, sich über erneuerbare Energien zu informieren. „Ich mag Technik und Zahlen und habe mich reingefuchst“, sagt Steffen Möttig. „Ich wollte wissen, ob die Prognosen stimmen können, ob es sich wirklich lohnt.“ Er fand schließlich: Ja, das sollten wir machen. Die erste Entscheidung: Vor knapp drei Jahren kam eine Solaranlage auf ihr Dach. Mit diesem Gedanken hatten die Möttigs schon mal gespielt, als sie vor 23 Jahren ihr Haus bauten, es dann aber doch verworfen. Nun setzten sie es endlich in die Tat um. Sie beauftragten eine regionale Solarfirma, das war ihnen wichtig, alles lief problemlos. Längere Wartezeiten für Photovoltaik-Anlagen, wegen der gestiegenen Nachfrage heute keine Seltenheit, gab es damals noch nicht. Vorher hatten sie nur ein paar kleine Bedenken: Sieht das Dach damit vielleicht nicht mehr schön aus? Kann mit der Südwest- und Nordostausrichtung der Dachflächen genug Strom geerntet werden?
Strom direkt im Kreislauf nutzen: Steffen Möttigs Elektroauto könnte in Zukunft sogar als Speicher dienen.
„Alles nicht eingetroffen“, sagt Steffen Möttig heute. Er ist zufrieden mit dem Ergebnis. „Ich war sehr erfreut, als ich gesehen habe, wie alles funktioniert, wie viel Strom wirklich reinkommt.“ Zusätzlich zu den Modulen auf dem Dach gibt es eine überdachte Sonnen-Terrasse. Die Module sind gekauft, das Gerüst dafür hat Steffen Möttig selbst gebaut. Die Erträge können sich sehen lassen: Pro Jahr erzeugt die Solaranlage ungefähr 7.000 Kilowattstunden Strom. An einem Tag wie heute, sonnig, leicht bewölkt, wird etwa 12 Stunden lang Solarstrom eingespeist. Nur im Winter, wenn es mal sehr dunkel und neblig ist, schickt die Anlage eine Fehlermeldung, weil es keinen Ertrag gibt. Doch bisher ist das nur an einer Handvoll Tagen passiert.
Steffen Möttig hatte eher ein anderes Problem: Die Anlage produziert zu viel Solarstrom, um alles selbst zu verbrauchen. Die Vergütung ist derzeit recht gering, wenn man ihn ins Stromnetz einspeist. Ihm erschien es sinnvoller, mehr Möglichkeiten zu schaffen, den Strom im eigenen Haushalts-Kreislauf zu nutzen. Also leasten die Möttigs ein Elektro-Auto, das mit dem eigenen Solarstrom aufgeladen wird. Ihr E-Nissan könnte theoretisch sogar als Speicher genutzt werden, die technische Möglichkeit wäre bereits vorhanden, über eine sogenannte Wallbox. In Ländern wie Norwegen oder Japan ist das schon möglich, in Deutschland noch nicht zugelassen. Das Auto nutzen sie viel im Alltag, für Strecken, die in der Stadt oder im Umland anfallen. Dafür ist das E-Auto am praktischsten, längere Touren brauchen Planung, weil nach einigen Hundert Kilometern aufgeladen werden muss. Für den eigenen Haushalt sollte also noch eine andere Speicherlösung her – eine Batterie war die nächste Anschaffung. Schließlich kam noch eine Wärmepumpe hinzu, ein System, das thermische Energie zum Heizen nutzt. „Das hatte ich immer schon im Kopf“, gesteht der Hauseigentümer. Die Anschaffung hat ein bisschen gedauert wegen Lieferschwierigkeiten, aber nun läuft die Wärmepumpe bei ihnen in der ersten Heiz-Saison.
Damit war der Kreislauf komplett. Im Keller befindet sich ihr Kraftwerk. In ihrem „E-Raum“ stehen Pumpen, Kästen, sämtliche Gerätschaften, die den Energiebetrieb des Hauses am Laufen halten. „Nun sind wir quasi autark“, sagt Steffen Möttig. Für ihre Energiewende haben die Möttigs eine fünfstellige Summe investiert, aufgeteilt in Etappen über die letzten Jahre. Bei Anschaffungen wie der Wärmepumpe hilft, dass man Förderzuschüsse beantragen kann. „Insgesamt sind es schon hohe Investitionskosten, auf einen Schlag hätten wir es nicht gemacht“, erklärt er. „Wenn man so etwas angeht, wäre es sinnvoll, die Ausgaben zu splitten.“
Er glaubt, dass sich die Anschaffungskosten innerhalb der nächsten 10 bis 15 Jahre amortisieren werden, in Verrechnung mit den Energiekosten, die sonst anfallen würden. Ihre Gasheizung, die schon älter ist, hätte die Familie ohnehin erneuern müssen, nun haben sie eben umgestellt auf erneuerbare Energie. Er vertraut darauf, dass die Anlagen lange in Betrieb sein werden. „Die ganze Technik ist sehr stabil, davon hat man lange etwas, bisher ist noch nichts kaputtgegangen.“
Die Gasheizung ist noch im Haus eingebaut, für Notfälle. Aber Steffen Möttig geht nicht davon aus, dass sie oft genutzt wird. Er hat schon ausprobiert, ob ihr Haus im schlimmsten Fall als Insel weiterfunktionieren würde, falls es mal zu einem Blackout kommen sollte – einem großflächigen Stromausfall über mehrere Tage oder Wochen. Der Test hat funktioniert. „Die Nachbarn haben schon gewitzelt, falls so etwas wirklich mal passieren sollte, kommen alle zu uns“, erzählt er. Ein panischer Selbstversorger ist er nicht, darum geht es ihm bei seiner privaten Energiewende nicht. Er will auch nicht als Besserwisser dastehen, in Zeiten von steigenden Energiepreisen, die vielen Menschen Probleme bereiten. „Mir geht es einfach darum zu zeigen, dass so eine Umrüstung auf erneuerbare Energie gelingen kann und was man dafür machen muss“, sagt er. „Mich hat die technische Vision interessiert. Ich war schon immer für neue Sachen zu haben.“
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