Schon bald soll Wasserstoff durch ganz Deutschland fließen. Die Infrastruktur für ein über 9.000 Kilometer langes System wird aufgebaut. Unser Experte Dr. Jörg Dickert, Abteilungsleiter Assetmanagement Gas, erklärt, was das genau für die Region Sachsen bedeutet.
Dr. Jörg Dickert ist Experte für Wasserstofftechnologien bei SachsenNetze, dem zuverlässigen Netzbetreiber für Dresden und die Region.
Herr Dr. Dickert, wie würden Sie einem Fünfjährigen erklären, was Wasserstoff ist?
Stell dir vor, dass die ganze Welt aus unsichtbaren, kleinen Legosteinen besteht. Der winzigste davon nennt sich Wasserstoff. Obwohl man ihn mit bloßem Auge nicht sehen kann, hat er Superkräfte. Wasserstoff steckt voller Energie. Die können wir nutzen, um damit Autos fahren zu lassen oder Häuser zu heizen. Und das alles ganz ohne Schmutz oder Rauch. Wenn Wasserstoff verbrennt, wird er zu Wasser.
Was fasziniert Sie persönlich an Wasserstoff?
Wasserstoff ist sehr vielseitig anwendbar. Er ist Energiespeicher, kann über weite Strecken transportiert werden und hilft uns, sauber und klimafreundlich zu wirtschaften. Mich fasziniert vor allem, dass wir damit Strom, Wärme und Mobilität miteinander verbinden können. Zudem ist Wasserstoff bald großtechnisch mit Elektrolyse kostengünstig aus Wasser herstellbar, was ihn zu einer nachhaltigen Option für die Energieversorgung macht.
Bis 2032 soll in Deutschland das Wasserstoff-Kernnetz entstehen. Was bedeutet der Anschluss daran für unsere Region?
Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr den Startschuss für das deutschlandweite Wasserstoff-Kernnetz gegeben, das künftig die Grundlage für die nationale Wasserstoffinfrastruktur bilden wird. Es ist ein Mammutprojekt für die Energiewende in Deutschland. Das Kernnetz umfasst eine geplante Gesamtlänge von über 9.000 Kilometern quer durch die Republik. Dafür werden zum Großteil vorhandene Gasleitungen der Fernleitungsnetzbetreiber umgestellt und zusätzlich auch neue Verbindungen geschaffen. Auch wir sind mit zwei Projekten am Wasserstoff-Kernnetz beteiligt, ganz konkret im Industriebogen Meißen und in der Region Dresden/Meißen. Von diesen Anbindungen ausgehend, können wir die vorgezogene Belieferung von Großkunden mit Wasserstoff ermöglichen.
Bis zum Jahr 2032 entsteht in Deutschland eine neue Infrastruktur
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SachsenNetze plant auch, das bestehende Gasnetz für die Verteilung von Wasserstoff zu nutzen. Warum?
Wird das bestehende Gasnetz auf Wasserstoff umgestellt, kann es neben dem Stromnetz weiterhin eine wesentliche Versorgungsader in der Zukunft sein. Damit ermöglichen wir Versorgungssicherheit, wirtschaftliche Chancen und klimafreundliche Energie für Unternehmen und Haushalte. Das Gasnetz ist bereits zu 90 Prozent wasserstoff-ready. Das bedeutet, dass wir es mit wenigen Anpassungen für die Verteilung von Wasserstoff nutzen können.
Wie sieht der Zeitplan der Umstellung aus?
Nach der Fertigstellung des Wasserstoff-Kernnetzes, welche für das Jahr 2032 geplant ist, werden wir unser bestehendes regionales Gasnetz sukzessive auf Wasserstoff umstellen. Dies betrifft dann den Zeitraum von 2032 bis 2045, wobei es noch große Unsicherheiten zur Verfügbarkeit von Wasserstoff gibt. Schritt für Schritt werden die regionalen Verteilnetze umgestellt, damit immer mehr Haushalte und Unternehmen mit Wasserstoff versorgt werden können. Wir stehen hierzu in enger Abstimmung mit unserem vorgelagerten Transportnetzbetreiber und den Kommunen in unserem Versorgungsgebiet und lassen die Ergebnisse der kommunalen Wärmeplanung einfließen.
Bis 2045 soll unser Land klimaneutral sein. Welche Rolle spielt das Wasserstoffnetz für die Energiewende?
Eine sehr große! Wasserstoff hilft uns, Energie aus Wind- und Sonnenkraft langfristig zu speichern und dort einzusetzen, wo sie gebraucht wird – in der Industrie, im Verkehr und in der Wärmeversorgung. Die Idee hinter dem Wasserstoffnetz ist die intelligente Kopplung unserer Energiesysteme. Der Fachbegriff dafür ist Sektorenkopplung. Das bedeutet, die Energiesektoren Strom, Wärme und Verkehr flexibel miteinander zu verbinden. So können Überschüsse aus erneuerbarer Energie direkt dazu verwendet werden, um damit per Elektrolyse grünen Wasserstoff herzustellen. Die Koppelung unserer Systeme ist der Schlüssel, um CO₂-Emissionen effizient zu senken und die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Woher soll der Wasserstoff kommen, der künftig durch das bundesweite Netz fließt?
Laut Bundesregierung sollen 50 bis 70 Prozent des Wasserstoffbedarfs durch Importe gedeckt werden. Neue Studien gehen sogar von 90 bis 95 Prozent aus. Es wird also kontinental und sogar global gedacht. Der Wasserstoff kann sowohl aus Nordeuropa als auch aus Südeuropa per Pipeline nach Deutschland transportiert werden. Auch der Transport per Schiff wird untersucht.
Heizen wir alle künftig nur noch mit Wasserstoff?
Wasserstoff wird eine von mehreren Optionen sein, mit denen geheizt werden kann. Als Netzbetreiber planen wir mit Weitblick und halten Optionen offen. Wir setzen nicht alles auf eine Karte. Keiner kann heute genau vorhersagen, wie sich die Preise von Wasserstoff oder Strom entwickeln und wie der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland, Europa oder auf der Welt vorankommt. Hinzu kommt, dass noch viele Fragen offen sind, insbesondere bei den rechtlichen Rahmenbedingungen. Klar ist aber: Wasserstoff bietet eine klimaneutrale Alternative zum bisherigen Erdgas.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Netzbetreibers SachsenNetze.
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