Früher kam der Strom einfach aus der Steckdose, heute weiß jeder, wie wichtig es ist, Energie sauber und sicher zu erzeugen. Dr. Frank Brinkmann leitet das Unternehmen SachsenEnergie im Bewusstsein, große Verantwortung für die Region und die kommenden Generationen zu tragen.
Herr Dr. Brinkmann, Sie sind Vater von drei Kindern im Teenager-Alter, die also zur Generation Greta gehören. Führen Sie zu Hause Diskussionen über den Klimawandel?
Dr. Frank Brinkmann: Meine zwölfjährige Tochter kann sehr streng zu mir sein. Mach den Wasserhahn aus! Fahr kein Benzinauto mehr! Aber auf ihr Smartphone legt sie großen Wert. Insofern ist sie ein typisches Kind ihrer Generation: Ökologie findet sie wichtig, Zeitgeist und Lifestyle auch.
Wie wichtig ist Klimawandel für Sie als Chef des größten sächsischen Kommunalversorgers SachsenEnergie?
Brinkmann: Der Klimawandel ist keine Fiktion, sondern eine Tatsache. Klimaschutz ist ein gesellschaftlich gewolltes Thema. Wir sind ein Unternehmen, das diesen Wandel vor Ort gestalten kann und will. Diese Verantwortung nehmen wir gerne an. Mit den Ressourcen für die kommenden Generationen sorgsam umzugehen, ist uns ein sehr wichtiges Anliegen.
Versprechen Sie Ihrer Tochter: Irgendwann lädst du dein Smartphone nur noch mit Strom aus Wind oder Sonne?
Brinkmann: Klingt gut, aber das kann ich ihr noch nicht versprechen. Strom aus Windkraft und Solaranlage ist der Kern der Energiewende, und auch wir investieren massiv in erneuerbare Energien. Aber für einen Industriestandort wie Deutschland mit stetig steigendem Energiebedarf kann es keinen Strommix geben, der zu 100 Prozent aus Wind und Sonne gespeist wird.
Warum ist das so?
Brinkmann: Weil es, vor allem im Winter, immer wieder zu so genannten kalten Dunkelflauten kommt. Wenn wir tagelang eine dicke Wolkendecke haben, also keine Sonne und dazu keinen Wind, dann produzieren Windkraft- und Solaranlagen nichts.
Das muss man mit anderen Energieträgern ausgleichen, und da wir uns in Deutschland von Braunkohle und Atomkraft verabschieden, bleibt uns als wetterunabhängige Lösung nur Gas. Natürlich nicht als Hauptenergiequelle. Aber als notwendige Absicherung.
Dr. Frank Brinkmann
SachsenEnergie ist aus der Verbindung von DREWAG und ENSO entstanden. Sie haben das angeregt und vollzogen – aus welcher Überzeugung heraus?
Brinkmann: Ich war mir sicher, dass 1+1 hier mehr als 2 ergeben. Und wir merken das heute schon deutlich. Die Einsparung, die wir durch die Verschmelzung der beiden Unternehmen erzielen, beträgt mehr als 30 Millionen Euro.
Diese Summe nutzen wir, um in Dresden und Ostsachsen die Infrastruktur zu modernisieren, auszubauen oder ganz neu zu schaffen. Dazu kommen weitere Investitionsbudgets und Fördergelder des Staates.
Wir sind jetzt zu deutlich mehr Infrastruktur-Wachstum in der Lage, ein Wachstum, das der Region unmittelbar zugutekommt. „Für dich. Von hier”, heißt es auf unseren Plakaten. Das ist nicht nur so ein Spruch, das ist unser ehrlicher Antrieb.
In Dresden entstand hinter dem Hauptbahnhof die neue Hauptverwaltung von SachsenEnergie. Wie viel Wandel verlangen Sie den Mitarbeitern ab?
Brinkmann: Die neue Zentrale hilft uns, noch besser zusammenzuarbeiten. Weil wir unsere Kompetenzen bündeln, kurze Wege haben und das Gebäude für moderne Arbeitsweisen ausgestattet ist.
Jede Veränderung, wie jetzt unsere Fusion, verlangt Mitarbeitern etwas ab, und ich bin dankbar, dass sie das mittragen. In einem Unternehmen, das auf Technologie fußt, ist Wandel ein ständiger Begleiter.
Alle Kolleginnen und Kollegen können diesen Wandel für sich positiv gestalten, mit Weiterbildungen und der Möglichkeit, sich zu entwickeln und auch intern auf interessante Positionen zu wechseln. Wir sind ein guter, zukunftssicherer Arbeitgeber und tun auch viel dafür.
Obwohl SachsenEnergie das Wort Energie im Namen trägt, leistet der Konzern viel mehr als das. Wie erklären Sie Laien, was Infrastruktur-Entwickler bedeutet?
Brinkmann: Wir versorgen unsere Kunden, privat wie gewerblich, in der Stadt und auf dem Land mit vielem, was sie zum täglichen Leben und Arbeiten brauchen. Das umfasst fünf Felder: Erstens, wir erzeugen Energie, die wir, zweitens, über unsere Stromnetze an Wohnhäuser und Fabriken verteilen.
Drittens erzeugen und verteilen wir Wärme, viertens sind wir ein Wasserversorger und fünftens bauen wir intensiv das Glasfasernetz für schnelles Internet aus.
Das sind Leistungen, die viele Menschen für selbstverständlich halten: Mein Strom kommt aus der Steckdose, mein Wasser aus dem Wasserhahn…
Brinkmann: Wir alle brauchen für unsere Lebensqualität Energie, Wärme, Wasser, und auch das Internet ist für viele unverzichtbar geworden. Aber wir alle haben in den vergangenen Monaten gesehen, wie die Energiepreise global Jo-Jo spielen.
Bis hoch zur Ostsee haben wir in den letzten Jahren Trockenheiten erlebt, die für die Landwirtschaft ein Riesenproblem waren und ärgerlich für Menschen, in deren Gemeinde der Brunnen ausgetrocknet war.
Infrastruktur ist lebensnotwendig, aber nicht selbstverständlich. Sie müssen ständig dranbleiben, Probleme vorhersehen, Chancen nutzen. Für eine sichere Versorgung müssen wir in Dekaden planen.
Was kann Ihr Unternehmen tun, um die Wasserversorgung sicherer zu machen?
Brinkmann: In Sachsen haben wir im Vergleich zu anderen Regionen eine sehr kleinteilige Versorgung. Im ostsächsischen Raum gibt es über 50 kleine Wasserversorger, die teilweise nicht miteinander verbunden sind.
Wenn da ein Brunnen leer ist, hat man ein Problem. Mit einer Fernwasserversorgung wäre das zu lösen, aber das ist nicht immer gewünscht.
Warum nicht?
Brinkmann: Wasser ist ein sehr emotionales Thema. Wenn Gemeinden einen eigenen Zweckverband betreiben, wollen sie ihre Selbstständigkeit oft behalten. Ich halte das für eine falsch verstandene Autarkie, weil in zu kleinen Strukturen die künftigen Probleme nicht zu lösen sind.
Müssen Sie oft Überzeugungsarbeit leisten, um einen Wandel einzuleiten?
Brinkmann: Ohne Vertrauen geht es nicht, und das muss man sich erarbeiten. Insofern leiste ich gerne Überzeugungsarbeit. Wenn in einer Gemeinde eine Industrieansiedlung gescheitert ist, weil die Wasserversorgung nicht stabil genug war, sind die Nachbargemeinden möglicherweise motivierter, ihre Wasserversorgung zukunftssicher auszubauen.
Wie weit ist Sachsen beim Ausbau der erneuerbaren Energien?
Brinkmann: Im Vergleich zu anderen Bundesländern haben wir Nachholbedarf. Mecklenburg-Vorpommern ist weiter als wir. Die Chance, die ich für uns in Sachsen sehe: Wir können das selbst machen! Windkraftanlagen kann ein Investor aus China oder München bei uns bauen, oder wir machen es als in der Region verankertes Unternehmen selbst.
Ich setze darauf, dass wir den Wandel in Sachsen selbst gestalten. Wir sind regional verwurzelt, wir kennen die Entscheidungsträger, und wenn wir etwas verdienen, bleibt das Geld vor Ort.
Wie hoch ist die Gesamtsumme, die Ihr Konzern in Sachsen investiert?
Brinkmann: In den nächsten zehn Jahren planen wir, insgesamt drei Milliarden Euro in unsere regionale Infrastruktur zu stecken. Vor allem in erneuerbare Energien, Stromnetze, Wasserversorgung, Glasfaser. Wir sind damit sicherlich einer der größten Investoren im Freistaat.
Unser Ziel ist, der Motor der Infrastrukturentwicklung in Sachsen zu sein. Auch dafür brauchte es eine gewisse Größe und Bündelung von Kompetenzen. Einerseits, um die Finanzstärke zu haben, andererseits, weil es bei den behördlichen Planungsund Genehmigungsverfahren für alle Seiten einfacher ist, wenn es weniger Ansprechpartner gibt.
Wir haben zum Beispiel für die Elektrifizierung der Bahnstrecke Dresden-Görlitz eine Lösung erarbeitet, die wir über die alten Unternehmensgrenzen hinweg kaum geschafft hätten.
Welche Zukunftsprojekte gehen Sie in den nächsten Jahren an?
Brinkmann: Wir brauchen die Klammer zwischen Stadt und Land. Mir liegt die Lausitz sehr am Herzen. Der Strukturwandel wird nicht funktionieren ohne Infrastrukturentwicklung. Wir wollen diesen Lebensund Wirtschaftsraum gestalten und zur Chancengleichheit beitragen.
Die Menschen sollen sich nicht abgehängt fühlen, sondern angebunden. Beim Internet merkt jeder sofort, welchen Unterschied Glasfaser macht. Bei der Entwicklung des Wirtschaftsraums geht es langsamer.
Die Versorgungsinfrastruktur wird entscheidend sein für die Entwicklung der Region, ob Betriebe sich auch dort ansiedeln können, weil sie alles vorfinden, was sie für ihr Geschäft benötigen.
Eine persönliche Frage zum Schluss: Sie spielen Waldhorn. Ist das nicht ein eher wenig wandlungsfähiges Instrument?
Brinkmann: (lacht) Das ist tatsächlich ein Vorurteil. Ein Waldhorn kann dunkel klingen, weich und warm bis hin zu schmetternd stark. Es gibt Menschen, die sagen: Das Waldhorn ist die Seele des Orchesters, weil es die anderen Instrumente miteinander verbindet. Dieser Sichtweise schließe ich mich gerne an.
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