Ein Energieversorger und eine Staatsoperette. So verschieden die beiden Unternehmen sind, die Kathrin Kondaurow und Lars Seiffert vertreten, so groß sind die Gemeinsamkeiten, wenn es um die wichtigste Ressource von allen geht: die Belegschaft
Frau Kondaurow, woran denken Sie, wenn Sie „Ressourcen“ hören?
Kondaurow: An Menschen. In meinem Haus sind 270 Mitarbeitende in den unterschiedlichsten Bereichen tätig. Die Hälfte davon ist künstlerisches Personal – alle anderen sind in den Bereichen Technik, Werkstätten, Verwaltung beschäftigt. Wir haben eigene Werkstätten, da denke ich an die zweite Ressource: Material. Holz für die Bühnenbilder, Stoffe für die Kostüme. Menschen und Material. All das ist nicht unendlich vorhanden. Wir als Theater müssen also lernen, verantwortungsvoll und nachhaltig mit den Ressourcen umzugehen, die wir haben.
Herr Seiffert, was fällt Ihnen dazu ein?
Seiffert: Die Menschen, Frau Kondaurow hat sie schon genannt, sind das Wichtigste. Das sehe ich aus meiner Perspektive als Personalvorstand genauso. Material ist auch für uns eine wichtige Dimension. Uns als Unternehmen beschäftigt natürlich die Begrenztheit der fossilen Rohstoffe, aus denen wir Energie erzeugen.
Obwohl Sie beide in recht unterschiedlichen Branchen arbeiten, sind Sie sich erstaunlich einig. Wie kommt das?
Seiffert: Unser beider Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Menschen zufrieden sind oder gar begeistert. Das gilt für Kunden bei uns wie für Gäste im Theater von Frau Kondaurow. Wir beide müssen uns für diejenigen anstrengen, die wir schon überzeugt haben, also Stammkunden oder Stammgäste, und diejenigen begeistern, die noch keine Kunden bei uns sind oder selten bis nie ins Theater gehen.
Wie wichtig ist Applaus für Ihre Arbeit?
Kondaurow: Applaus ist das Brot des Künstlers. Wir haben ihn während der Pandemie sehr vermisst. Deshalb war die erste Premiere, die erste große Produktion „Zwei Krawatten“ in großer Besetzung, so ein überwältigendes Gefühl. Für uns, die wir das Stück gemacht haben. Für das Publikum, das uns mit Standing Ovations belohnt hat. Für mich persönlich. Das war – endlich wieder mal – ein Moment, in dem sich bei mir das Bauchgefühl eingestellt hat: Genau so soll es sein.
Herr Seiffert, wie ist das bei Ihnen?
Seiffert: Selbst wenn wir eine Baustelle eröffnen, erhalten wir nur mäßigen Beifall. Die Leute ärgern sich eher, dass ihnen Parkflächen wegfallen, wenn wir Straßen aufreißen. Aber im Ernst: Ich glaube, bei mir gibt es weniger die einzelnen herausragenden Glücksmomente, in denen sich alles richtig anfühlt. Es ist eher so ein Dauerlaufgefühl. Das Runner's High, also der Zustand wie im Rausch, den Läufer erreichen, wenn sie richtig durchziehen. Vielleicht ist es das, was ich fühle, wenn wir es mit unserem gesamten Team rund um die Uhr schaffen, Energie ins Land zu bringen, in die Haushalte, zu jedem Kunden.
Ihre Kunden applaudieren Ihnen wahrscheinlich eher selten dafür?
Seiffert: Das Beste für unsere Kunden ist, wenn sie von unserer Arbeit nichts merken – außer, dass sie funktioniert. Ich glaube daher, Applaus kann auch übertragen verstanden werden. Führungskräfte können Mitarbeitern applaudieren. Indem sie loben: Das, liebe Mitarbeiterin, lieber Mitarbeiter, hast du richtig gut gemacht!
Stichwort Fachkräftemangel: Ist es für Sie schwierig, Personal zu finden?
Kondaurow: Teilweise ja. Denn die Arbeit im Theater ist fordernd. Der Proben- und Vorstellungsbetrieb ist deshalb nicht mit einem 9-to-5-Job vergleichbar. Wir haben Schichtdienst, Nacht- und Wochenendarbeit sowieso. Bei uns trifft der Mangel weniger den künstlerischen Bereich, da gibt es immer Menschen, die unsere Arbeitszeiten gerne in Kauf nehmen. Aber Maskenbildner, Schneider, Tischler, Bühnen und Veranstaltungstechniker, Ton und Licht – da wird es immer schwerer, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden.
Seiffert: Interessant, was Sie erzählen. Diese ganzen handwerklichen Arbeiten im Theater, da habe ich gar nicht dran gedacht. Bei uns ist es ähnlich vielfältig: Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten in den Kernbereichen Strom, Gas, Wärme und Wasser. Dazu kommen die IT, die das alles am Laufen hält, und die Telekommunikation. Da haben wir einfach noch zu wenig Bewerbungen. Sie haben angesprochen, dass die Arbeitszeiten nachts und an Wochenenden viele Menschen nicht gerade motivieren. Aber wir können nicht um 18:01 Uhr die Versorgung einstellen.
Wenn wir in unserem Versorgungsgebiet eine Havarie haben, muss jemand da sein, der sich darum kümmert. Auch in der Nacht. Auch am Feiertag. Das sind dann Menschen oftmals fernab der Städte. Wir suchen natürlich junge Leute für unser großes Team, die nach ihrer Ausbildung bei uns gerne in der Region, in der kleinen Stadt, in ihrem Dorf bleiben und leben möchten. Deshalb machen wir derzeit mit einer großen Kampagne in Form von Anzeigen und Beiträgen auf den verschiedensten Kanälen auf uns als attraktiven Arbeitgeber aufmerksam.
Jahrgang 1969, ist Vorstand der Dresdner Verkehrsbetriebe und Personalvorstand der SachsenEnergie. Seine Karriere begann er als Straßenbahnfahrer. Danach studierte er Verkehrstechnik und Maschinenbau. Die Hobbys des sechsfachen Vaters und fünffachen Großvaters: Sport und Musik.
Jahrgang 1983, studierte Jura, Musikwissenschaft und Kulturmanagement in Berlin, Weimar und Jena. Nach Stationen an der Staatsoper Berlin, den Theatern in Erfurt und Weimar übernahm sie 2019 die Intendanz der Staatsoperette.
Wo drückt der Schuh am meisten?
Seiffert: Besonders angespannt ist die Situation im Raum Großenhain, wo sich unser Personalbedarf durch altersbedingte Abgänge zuspitzt. Hier suchen wir Monteure, Techniker, Ingenieure, um unsere Netze instand zu halten und auszubauen. Ganz wichtige Aufgaben!
Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Menschen, für Sie zu arbeiten?
Seiffert: Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll vor lauter guten Argumenten. Wir bieten eine breite Palette von 241 Berufen in unterschiedlichen Unternehmen. Eine sinnstiftende Arbeit, wenn es um die Themen Versorgungssicherheit, erneuerbare Energien, Wertschöpfung in der Region oder Infrastruktur der Zukunft geht. Chancen zur Fortbildung und beruflichen Weiterentwicklung und eine vorbildliche Team-Unternehmenskultur. Dazu eine moderne Ausstattung der Arbeitsplätze, flexible Arbeitszeitmodelle und, und, und.
Wie werben Sie um Nachwuchs und neue Leute, Frau Kondaurow?
Kondaurow: Wir spüren den Fachkräftemangel auch, besonders bei den Auszubildenden, weil sich die Einstellungen der jungen Leute zur Arbeitswelt komplett gewandelt haben. besonders bei den Fragen Work-Life-Balance, Anreize und den Karrierechancen. Viele junge Menschen kennen gar nicht die Bandbreite an Arbeitsmöglichkeiten im Theater. Deswegen präsentieren wir uns auch in Schulen und stellen dort Theaterberufe vor. Besonders viele Anfragen kommen zum Freiwilligen Sozialen Jahr, auch für den Bereich Bühnentechnik.
Die Pandemie war für uns alle zehrend. Körperlich und emotional. Wie haben Ihre Mitarbeiter das überstanden?
Seiffert: Natürlich habe ich bemerkt, dass mobiles Arbeiten für viele befreiend sein kann. Vor allem durch den Wegfall der Arbeitswege. Aber auch anstrengend. Neben der Arbeit die Kinder versorgen, den Haushalt erledigen, vielleicht noch kranke Freunde, Nachbarn oder Eltern betreuen. Das ging mitunter schon über das eigentlich Machbare hinaus. Da kamen manchen drei Wochen wie drei Jahre vor.
Wie war das bei Ihnen, Frau Kondaurow?
Kondaurow: Im Theater ist es schwieriger, die Leute ins Homeoffice zu schicken. In der Verwaltung war das möglich, teilweise auch in den Werkstätten. Kostüme schneidern oder Perücken knüpfen, so etwas geht teilweise auch im Wohnzimmer. Aber: Wir haben 22 fest engagierte Solistinnen und Solisten, einen Chor mit 27 Sängerinnen und Sängern, ein Ballett mit 18 Tänzerinnen und Tänzern, ein großes Orchester mit gut 60 Kolleginnen und Kollegen. Die kann ich für eine Probe nicht per Videocall zusammenschalten. Und ich kann sie nicht in Kurzarbeit schicken, wenn ich sie alle vor Ort bräuchte, um zu proben. Wir haben ein tolles Team. Alle haben diese schwere Zeit überragend mitgetragen. Dennoch gibt es hier natürlich eine gewisse Krisen-Müdigkeit.
Spürten Sie diese Müdigkeit auch? Vielleicht sogar das Gefühl: Ich bin am Ende?
Kondaurow: Wenn man eine Führungsposition einnimmt, muss man Krisensituationen überstehen. Ich empfinde die Länge dieser Krise als sehr belastend. Da ist es wichtig, sich auch Freizeit zuzugestehen. Einen echten Ausgleich zum Beruf. Für manche ist es die Familie, für mich sind es zusätzlich das Klavierspiel und die Natur.
Die Erkenntnis, sich selbst und die eigenen Kräfte als Ressource zu begreifen, die man schonen muss?
Kondaurow: Das ist wichtig. Denn: Stellenweise fühlte ich mich als Arbeitgeberin von der Politik alleingelassen, wenn es darum ging, wie die Pandemie-Regeln konkret im Haus umzusetzen sein sollten. Seiffert: Da unterscheiden sich unsere Erfahrungen. Uns wurde von Anfang an bis heute immer signalisiert: Wir brauchen euch. Das tat meinen Mitarbeitern gut, denke ich. Dass sie wussten: Meine Arbeit sorgt dafür, dass in Sachsen weiter Strom, Wasser und Gas fließen. Da ist klar: Das ist eine wichtige Arbeit für die Menschen.
Fällt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern leichter, sich zu motivieren, wenn Sie ihre Arbeit als sinnstiftend empfinden?
Seiffert: Auf jeden Fall. Vor allem in die Zukunft gerichtet. Ich spüre gerade eine riesige Motivation, dass sich Menschen bei den Themen Energiewende und Nachhaltigkeit einbringen wollen.
Kondaurow: Auch bei uns ist Nachhaltigkeit ein großes Thema. Wir beteiligen uns, gemeinsam mit der Landeshauptstadt und ihren Kulturinstitutionen, am Projekt „Culture for Future”. Unsere Häuser sollen nachhaltig werden. Dafür haben wir eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, in der sich alle einbringen können. Das ist fantastisch: Wir überlegen, in welchen Bereichen es gute Materialalternativen gibt, wie vorhandenes Material noch besser wiederverwendet und wie Müll verringert oder gar vermieden werden kann. Unser Ziel ist es, unsere Produktion klimaneutral zu machen. Was am Ende heißt: mit den Ressourcen der Erde verantwortungsvoll umgehen. Auch dabei braucht man, wie bei allen Schritten bei der Produktion eines Theaterstücks, Kreativität.
Herr Seiffert, ist Kreativität eine Ressource, die Sie antreibt?
Seiffert: Natürlich. Auch wenn es eine andere Kreativität ist als im Theater: Wie und wo können wir in unseren Aufgaben neue Wege gehen? Wie können wir Netze miteinander verknüpfen? Ein zukunftsfähiges Netz zu bauen, ist auch eine kreative Aufgabe. Weil wir mit Menschen, Geld, Material, Raum und Zeit haushalten müssen. Vielleicht ist das der Kern von Kreativität: aus begrenzten Ressourcen mit guten Ideen das Beste zu schaffen. Egal, ob bei uns oder der Staatsoperette.
Kondaurow: So ist es. In meinem Beruf darf ich per se kreativ sein! Es ist schön, diese Parallelen zwischen uns zu spüren. Die habe ich, gebe ich gerne zu, vor unserem Gespräch gar nicht alle gesehen.
Montag – Freitag: 07:00 – 19:00 Uhr
Strom und Erdgas
Sie sind interessiert?
0800 5075700 (kostenfrei)
Sie sind Kund*in?
0800 6686868 (kostenfrei)
Internet & Telefonie
0800 5075100 (kostenfrei)
Erdgas: 0351 50178880
Strom: 0351 50178881
Internet & Telefonie: 0800 5075100
Fernwärme*: 0351 50178884
Wasser*: 0351 50178883
* im Netzgebiet der DREWAG - Stadtwerke Dresden GmbH