Auch in Dresden und Ostsachsen gibt es immer mehr Einspeiser von regenerativ erzeugtem Strom oder energieintensive Verbraucher wie Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen. Über die Konsequenzen für das Stromnetz spricht SachsenNetze-Geschäftsführer Dr. Steffen Heine.
SachsenNetze betreibt das Hoch-, Mittel- und Niederspannungsnetz zwischen Elbland, Osterzgebirge und Neiße. Auf welche Spannungsebene wirkt sich die wachsende Einspeisung erneuerbarer Energien am stärksten aus?
Dr. Steffen Heine: Wir müssen auf allen Spannungsebenen das Netz ausbauen. In der Hochspannung haben wir einen akuten Ausbaubedarf aus zwei Gründen: Im östlichen Teil unseres Netzgebietes, aber auch im Norden des Landkreises Meißen gibt es eine Vielzahl von Anmeldungen zur Einspeisung, insbesondere aus Photovoltaik- und Windenergieanlagen. Hinzu kommt der steigende Energiebedarf, vor allem im Norden von Dresden und im Industriebogen des Landkreises Meißen. Chip-, Stahl- und die chemische Industrie benötigen erheblich mehr Strom als bisher. Dieser akute Ausbaubedarf hat sich insbesondere durch die Beschleunigung der Energiewende und die Absicht, deutlich mehr erneuerbare Energien in die Netze zu bringen, ergeben. Das sehen wir auch in den Ortsnetzen der Städte und Gemeinden. Hauseigentümer installieren Photovoltaikanlagen und rüsten auf Wärmepumpen um. Und für diesen Hochlauf müssen unsere Netze ausgebaut werden.
Welche Investitionskosten sind dafür erforderlich?
Insgesamt investieren wir allein in diesem Jahr 180 Millionen Euro in unsere Stromnetze. Das ist deutlich mehr als in den vergangenen Jahren.
Wofür setzen Sie diese Millionensummen konkret ein?
Wir haben die Weichen ganz klar auf Netzausbau gestellt. Das heißt, die vorhandenen Netze zu erneuern, größere Übertragungskapazitäten zu schaffen und neue Anlagen zu errichten. So soll zum Beispiel im Dresdner Norden ein 380/110-Kilovolt-Netzknoten entstehen. Ein weiterer ist seit Jahren in Horka in der Oberlausitz geplant.
Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff Netzknoten?
Ein Netzknoten im Hochspannungsnetz dient der Spannungshaltung sowie der Lastflussoptimierung – vergleichbar mit einer Verteilerdose, nur größer als in der Hausinstallation und mit schaltbaren Abgängen. Damit werden lange Leitungswege verkürzt, was das Netz leistungsfähiger macht. So kann es besser ausgenutzt und an den Bedarf vor Ort angepasst werden.
Wie wollen Sie die Netzinfrastruktur darüber hinaus für die gestiegenen Anforderungen ertüchtigen?
Zustandsbedingte Erneuerungen, wie beispielsweise den Ersatz des Umspannwerks in Neustadt in Sachsen, planen wir mit leistungsstärkeren Anlagen und gleich so, dass später zusätzliche Erweiterungen möglich sind. Noch vor einigen Jahren war das in diesem Umfang nicht abzusehen. Da müssen wir jetzt ran, unterliegen aber auch einem langfristigen Planungsvorlauf.
Welche Voraussetzungen sind für einen zügigen Netzausbau in unserer Region noch erforderlich?
Die Genehmigungsverfahren müssen deutlich schneller laufen. Aber auch die Kapazitäten in Form von Personal und Material müssen vorhanden sein, sowohl bei unseren Lieferanten und Netzbaufirmen als auch bei uns. Außerdem benötigen wir den engen Schulterschluss mit den Behörden und den Kommunen vor Ort sowie die Akzeptanz der Bevölkerung. Oftmals ist bereits die Suche nach einem Grundstück schwierig. Hier sind wir auf ein gutes Miteinander angewiesen, um das Stromnetz fit zu halten oder zu machen und so die Versorgungszuverlässigkeit weiterhin zu gewährleisten.
Was tun Sie, um die Öffentlichkeit über Ihre Netzausbauvorhaben zu informieren?
Da wollen wir transparent sein. Einspeiser und Behörden, die an dem Prozess beteiligt sind, sowie die Bürgerinnen und Bürger sollen nachvollziehen können, was wir tun. Die Szenarien zur Entwicklung der Einspeise- und Bedarfsmengen haben wir im Sommer im Internet veröffentlicht. Sie bilden die Grundlage für unseren konkreten Netzausbauplan, an dem wir aktuell unter Hochdruck arbeiten und der bis Ende April 2024 veröffentlicht wird.
Inwiefern beschäftigt Sie auch das Thema Kommunale Wärmeplanung?
Für uns als Betreiber des Strom- und Gasnetzes ist es von großer Bedeutung, mit welchem Energieträger geheizt wird. Denn wir stellen die Infrastruktur zur Verfügung. Wenn in den Kommunen Wärmepumpen in großer Zahl installiert werden, müssen wir dort das Stromnetz massiv ausbauen, um den Energiebedarf dieser Anlagen zu decken. In vielen ostsächsischen Kommunen gibt es Gasnetze. Diese bereiten wir auf die Transformation vor, damit sie perspektivisch klimaneutrale Gase wie Wasserstoff zur Wärmeerzeugung verteilen können. Ein Gasnetz ist da im Grunde ein reines Wärmenetz und kann in diesen Gebieten eine langfristige, kostengünstige und später auch CO₂-freie Wärmeversorgung absichern. Deshalb stecken auch wir als Verteilnetzbetreiber derzeit viel Aufwand in die Vorarbeiten für die kommunale Wärmeplanung.
Weitere Informationen zum Netzausbau:
Montag – Freitag: 07:00 – 19:00 Uhr
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