Wie Eiskonditorin Heidi Haselbauer, Atelierbetreiberin Theresa Heßmann und Bäckermeister Andreas Füssel Energie tanken.
Der Kaffee und die Sachsen – das ist was Besonderes. Johann Sebastian Bach widmete dem energiespendenden, dunkelbraunen Getränk eine Kantate. Die Dresdnerin Melitta Bentz erfand den Kaffeefilter. In der Leipziger Fleischergasse 4 eröffnete 1717 der „Coffe Baum“, Deutschlands ältestes Kaffeehaus. Und dass Kabarettist Tom Pauls alias Ilse Bähnert dem belebenden Heißgetränk ganze Stücke in seinem Pirnaer Theater widmet, hat sich weit herumgesprochen. Wir haben drei unserer Gewerbekunden, die sich als typische Kaffeesachsen outen, besucht.
Eine leichte Vanillenote liegt im Eiscafè in der Dresdner Zwinglistraße 29 in der Luft. Hinter der Theke dreht sich schmatzend der Rührarm durch die Eismasse. Neben mir probiert Heidi Haselbauer ihr für den Tag erstes Kaffeegetränk – ein Latte Macchiato mit Vanille. „Meine Lieblingsvariante“, sagt die 45-Jährige.
Haselbauer ist in Dresden ein Name, den mindestens jeder Eisschlecker kennt. Tatsächlich begann die Geschichte in Leipzig. Frieda Haselbauer, Heidis Urgroßmutter, eröffnete dort 1872 eine Schmalzkuchenbäckerei. In der sächsischen Landeshauptstadt kennen die älteren Dresdner die Eismacherfamilie noch vom Anstehen an deren Eiswagen auf dem Rummel am Fucikplatz (heute Straßburger Platz). Die Jüngeren erinnern sich ans Eiscafè in der Prager Straße. Andrang herrschte dort immer.
Seit diesem Jahr gibt es das besondere Eis bei der vierten Generation der Haselbauers. Ihr neues Cafè befindet sich in der Zwinglistraße, südlich vom Großen Garten. Das Streicheis ist hier der Renner, eine spezielle Sorte, in der Konsistenz zwischen Kugeleis und Softeis gelegen. Die Besonderheit, so Heidi Haselbauer, ist vor allem die Vanillenote. „Es kommt darauf, welche Vanille wir nehmen, flüssig, gerieben als Pulver und in welcher Menge.“ Ihr Vater hat die Rezepte dazu in einem Buch aufgeschrieben. „Darin blättere ich manchmal. Lese nach und probiere was aus. Aber was genau drin steht, das verrate ich nicht“, sagt sie und lacht.
Genau dieser eigene Geschmack ist es, der die Eisliebhaber in Scharen lockt. Auf beinahe jedem der Tische im Cafè steht ein Reserviert-Schild. Es ist besser, vorher anzurufen, um zur Hauptzeit am Nachmittag einen Platz fürs Kaffeekränzchen zu bekommen. Da sitzen nicht nur die älteren Damen in weißer Bluse und adrett gebundenem Seidentuch beisammen. Zum Schwatz über neueste Instagram-Posts treffen sich hier genauso die Mädels mit den bauchfreien Tops und deren Freundeschar.
„Wenn ich mir mitunter einen Streicheisbecher gönne, dann ersetzt das ein ganzes Mittagesse“, sagt Heidi Haselbauer. Acht große Esslöffel machen eine Portion aus. Sie zeigt auf die Rührmaschine mit Streicheis. Ihr Mann Heiko Esche achtet auf die genaue Vanilledosierung. Inzwischen reihen sich, wenige Minuten vor elf Uhr, die ersten in die Schlange für die Eistheke, wo es die Leckerei auf die halbrunde Waffel gibt. Heidi Haselbauer nimmt den letzten Schluck vom Latte. Der Tag im Cafè, der hier gemeinsam mit bis zu zehn Mitarbeitern – darunter Tochter Hannah – mindestens bis 20 Uhr geht, kann beginnen.
Elf Uhr ist auch die Startzeit für Theresa Heßmann. Da erwacht die Dresdner Neustadt gerade. Ihre drei Jungs – neun Monate, sieben und 15 – sind in den Kindergarten und die Schule gebracht oder von ihrem Mann David versorgt. Die Ladentür in der Rothenburger Straße 36 steht weit geöffnet. Sonnenstrahlen blinzeln in die Schaufenster. Hinterm Glas locken Übertöpfe, die in der Form an suptropische Blüten erinnern und in dem kleinen Dresdner Startup Liwadi hergestellt werden. Daneben schwungvoll geformte Kerzenständer. Wer will, kann jetzt rein ins „Atelier Zeitgold“. „Atelier, das gefiel mir schon immer. Mit Zeit meine ich meine historischen Möbel im Laden und deren langes Leben. Und goldfarbene Dinge mag ich schon immer“, beschreibt Theresa Heßmann den Titel überm Schaufenster.
Die 35-Jährige gönnt sich erstmal einen Cappuccino aus der großen Kaffeemaschine hinterm Tresen. Sich auf die Stufen am Ladeneingang setzen und die vorbeischlendernden Neustadtbummler grüßen, so kann der Geschäftstag beginnen. Drin in den Regalen leuchten Schalen, Vasen, Tischläufer in kräftigem Rot, Violett und Gelb. In einem stilvoll aufgearbeiteten Vertiko steht allerhand Tischdeko. Geflochtene Zeitungsständer, kleine Tische – feine Waren, die ins Wohnzimmer oder auf die Terrasse passen.
Die Ladeninhaberin ist gelernte Erzieherin und Sozialarbeiterin. „Doch eigentlich wollte ich mich immer selbstständig machen, wollte etwas Eigenes auf die Beine stellen“, sagt die Frau mit dem straff gebundenen Pferdeschwanz und beim Erzählen blitzenden Augen. Auf Großmutters Dachboden, unter den Ständen auf Flohmärkten habe sie schon immer nach Dingen gesucht, die eine Wohnung schön machen. Jetzt hat sie einen Laden mit Stücken fürs besondere Interieur.
„Ich wollte etwas Eigenes auf die Beine stellen“
Theresa Heßmann, Atelierbetreiberin und Kaffeesächsin
Der Cappuccino hat geschmeckt und Energie gegeben. Ihre Lieblingskunden halten es ähnlich: Sich hinsetzen, einen Kaffee oder Espresso zum frischen Zimtknoten vom Bäcker „Brot und Mehr“ nebenan gönnen und die Blicke schweifen lassen. „Oft kommen wir dann auch ins Reden – über Gott und die Welt, über die Kinder, unseren letzten Workshop zum Blumenbinden im Laden. Und am Ende wird gekauft. Eine Blume mit Vase für die Freundin oder der kleine Tisch, um den der Käufer schon seit Wochen geschlichen ist.
Kurz vor dem Mittag noch einen Kaffee mit viel Milch. Theresa erinnert sich an die letzten vier Jahre. 2021 gestartet – mitten in der Coronazeit. Nicht selten gestresst. Ihr Mann, Wirtschaftsingenieur, ruhig und besonnen, mit Blick für die Zahlen. „Ich bin die Unruhige, die, die Gas gibt, manchmal zu viel. Wir ergänzen uns gut; seit 13 Jahren schon.“
„Hier in der Neustadt ist vieles wie in einer großen Familie.“ Vielleicht ist das auch der Grund dafür, weshalb die Inhaberin immer wieder den vielen kleinen Projekten und Start-Ups im Viertel die Möglichkeit gibt, sich in ihrem Laden zu präsentieren. Gerade dieses Fördern des Miteinanders mache ein Geschäft in der Neustadt aus. Sie könne sich an keinen Tag erinnern, an dem sie nicht mit Lust und Freude in ihr Atelier gegangen sei, sagt Theresa Heßmann und ist sich mit ihrer Mitarbeiterin Lisa einig, dass möglicherweise noch mehr geht. Ein zweiter Laden auf dem Weißen Hirsch oder in der Altstadt? Vielleicht. Wenn die Miete passt, sagt die Powerfrau, die immer neue Ideen, auch beim Kaffeetrinken, spinnt.
„Am liebsten Milch im Kaffeepott und einen Espresso obendrauf“, so trinkt Bäckermeister Andreas Füssel seinen Kaffee am Vormittag. Dann, wenn in der großen Backstube hinter dem Laden in Neueibau schon die Ruhe nach der Nachtarbeit eingekehrt ist. Tief in der Lausitz ist der 59-Jährige mit seiner Familie zuhause. Schritt für Schritt hat er das Bäckergeschäft seines Vaters erweitert. Elf Filialen zählen inzwischen zur Bäckerei Füssel. Von Herrnhut bis Ebersbach, oft in Einkaufsmärkten.
Die Einheimischen mögen die festen Semmeln, die mit wenig Hefe gebacken sind. Der Teig reift über Nacht. Bei Prüfungen der Bäckerinnung gab es wiederholt Goldmedaillen. Das Mischbrot geht gut und auch die Torten, die aufwendig und auf jeden Wunsch zugeschnitten in der Konditorei gezaubert werden. Der Renner jedoch ist der Käsekuchen. „Den hat in dieser Art sonst keiner. Sechs Stunden köchelt dafür der Quark, bis er körnig und sämig wird“, sagt der Bäckermeister, der das Rezept in der Familie hütet. Ein tortenrunder, eher flacher unspektakulär wirkender Kuchen, der erst auf dem Gaumen seine ganze Geschmacksgröße preisgibt. „Das Rezept hat mein Vater vom ehemaligen Lausitzer Kämmler-Bäcker, wo er gelernt hat. Den Käsekuchen lieben die Leute“, freut sich Andreas Füssel und sticht zum Milchespresso ein ordentliches Stück auf die Gabel.
Sein Kuchen wird – sicher verpackt – sogar tief in den Westen verschickt. Vor allem in die Stuttgarter Gegend. „Dorthin sind viele von hier ausgewandert und wollen unseren Käsekuchen haben.“
Selbst Kanzler Kohl sei einst auf den Geschmack gekommen und ließ sich die Käsekuchenpakete nach Bonn schicken. „Einer der sächsischen Minister hatte ihm mal ein paar Stücke zum Geburtstag mitgenommen. Seitdem wollte Herr Kohl nach dem Saumagen auch den Lausitzer Käsekuchen. Beides sehr gehaltvoll“, erinnert sich Andreas Füssel.
65 Bäcker und Konditorinnen gehören zur Füssel-Mannschaft. „Für die Backstube habe ich keine Not. Verkäuferinnen suche ich eher“, sagt Andreas Füssel. „Die Hälfte meiner Leute sind 20 Jahre hier dabei. Für diesen guten Zusammenhalt und die gute Arbeit bin ich sehr dankbar“, betont der Bäckermeister. Und seine Nachfolge ist auch gesichert. Sohn Max stellt sich als Bäckergeselle richtig gut an.
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