Wir haben zwei ausgewiesene Fachleute zum Gespräch in die Gläserne Manufaktur geladen. Und bekamen erhellende Antworten.
Erinnern Sie sich noch an den Start der Gläsernen Manufaktur?
Carsten Wald: Ja, denn als Dresdner konnte ich mir damals gar nicht vorstellen, dass man mitten in der Stadt Autos produzieren kann. Ich war sehr gespannt: Wann geht es endlich los?
Danny Auerswald: Das Thema war emotional aufgeladen. Fahrzeugbau mitten in der Stadt ist unüblich. Aber die Architektur erscheint selbst nach 20 Jahren noch zeitlos. Aus meiner Sicht hat die Manufaktur den Standort Dresden aufgewertet.
Wann begegnete Ihnen erstmals das Thema Elektromobilität?
Wald: Tatsächlich früher. Ich war Trainee bei einem Energieversorger in Nürnberg und bekam den Auftrag, ein Elektrofahrzeug von VW zu testen, einen Golf Citystromer. Das hätte ich nicht gedacht, dass das mal für mich ein Vollzeitjob wird.
Auerswald: Der Citystromer wurde übrigens in Zwickau gebaut...
Wald: ...und hatte eine Reichweite von etwa 50 Kilometern, bei guten Bedingungen vielleicht 100. Das Fahren war damals schon sehr einfach, geräuschlos und beeindruckend. Warum lässt sich eigentlich gerade am Standort Dresden die Geschichte der Mobilität besonders gut nacherzählen?
Auerswald: Wir haben hier schon sehr früh, im Jahr 2016, das Thema Elektromobilität aufgegriffen. Von 2017 bis Ende 2020 haben wir den e-Golf gebaut.
Wir beschäftigen uns mit der Mobilität der Zukunft, mit dem Ökosystem drum herum, der Ladeinfrastruktur und auch der Software. Gemeinsam mit der Stadt entwickeln wir Dresden zur Modellstadt für Elektromobilität und Digitalisierung weiter.
Was schätzen Sie persönlich an der Elektromobilität?
Wald: Ganz ehrlich? Die Dynamik, die dahintersteckt. Man kann gelassen fahren, aber für einen Überholvorgang aus dem Nichts heraus schnell beschleunigen. Was am Ende auch sicherer ist.
Auerswald: Das über die Straße Schweben. Und an der Ampel die Vorteile selbst bemerken: die Antriebsstärke beim Start und die leise Geräuschkulisse.
Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Skeptiker von der E-Mobilität?
Auerswald: Reinsetzen und losfahren.
Wald: Elektromobilität ist im wahrsten Sinne des Wortes erfahrbar. Zuvor sollte man sich fragen: Wofür benutze ich das Auto? Und dann einfach mal eine Woche lang ausprobieren.
Mit welchen Fragen zur Elektromobilität kommen Menschen aus Ihrem Bekanntenkreis auf Sie zu?
Wald: Mit praktischen Fragen: Wie mache ich es zuhause mit dem Laden? Wo bringe ich am besten die Wallbox an? Kannst du eine Installationsfirma empfehlen?
Carsten Wald
Wie engagiert sich Volkswagen in Sachen Ladeinfrastruktur?
Auerswald: Wir versuchen, den Menschen die Vorbehalte zu nehmen. Direkt vor der Gläsernen Manufaktur haben wir einen der größten Ladeparks Sachsens mit bald über 40 Ladepunkten und merken, wie die Nachfrage steigt. Die Stadt Dresden ist ein starker Kooperationspartner und hat das Thema Schnellladen früh erkannt.
Schon 40 Prozent aller Ladepunkte bieten diese Möglichkeit. Ich fahre zum Einkaufen in die Altmarkt Galerie und wenn ich rauskomme, ist der Wagen voll geladen. Wir wünschen uns mehr von diesen positiven Beispielen.
Wald: Diese Beispiele gibt es: Die Stadt Dresden hat ja entschieden, dass das Parken mit Elektrofahrzeugen auf den öffentlichen Parkplätzen für zwei Stunden kostenlos ist.
Carsten Wald, Jahrgang 1970, leitet bei SachsenNetze die Fachgruppe Elektromobilität. Der diplomierte Elektrotechnik-Ingenieur befasst sich seit mehr als zehn Jahren intensiv mit E-Mobilität und koordiniert mit seinem Team Errichtung und Betrieb von öffentlicher und privater Ladeinfrastruktur im Raum Dresden und Ostsachsen.
Danny Auerswald (39) hat in Dresden Wirtschaftsingenieurswesen studiert und 2008 bei Volkswagen angefangen, zunächst als Unternehmensberater, danach als Vorstandsassistent. 2016 wurde er Direktor von Volkswagen in Malaysia und verantwortete dort das Werk in Pekan. Nach vier Jahren in Fernost übernahm er zum August 2020 die Leitung der Gläsernen Manufaktur.
Wie viele Ladesäulen hat SachsenEnergie bis heute schon installiert?
Wald: Zum Jahreswechsel waren es mehr als 500 öffentliche Ladepunkte in der Landeshauptstadt und der Region Ostsachsen. Bis zum Jahr 2026 sollen es 800 sein. Wir können aber auch die bestehenden Ladepunkte noch optimieren, sodass zum Beispiel mehr Fahrzeuge gleichzeitig schnell laden können.
Das Ganze ist schon zukunftsfest, was da aufgebaut wurde. Aber Skeptiker bezweifeln, dass die Infrastruktur auch wirklich mit dem Boom bei Elektroautos Schritt halten wird.
Auerswald: Die Zweifel sind begründet, wenn die Genehmigungsverfahren und das Ausrollen der Infrastruktur jetzt nicht an Fahrt gewinnen. Die Kundennachfrage ist gerade wirklich exorbitant hoch.
Wald: Überall dort, wo Belange wie Denkmalschutz oder Umweltschutz eine Rolle spielen, können Genehmigungsverfahren schon mal zwei Jahre dauern. Man muss früh anfangen, um sich nicht zu verkalkulieren.
Wie weit ist Sachsen beim Ausbau der Infrastruktur?
Wald: Das Verhältnis zwischen zugelassenen Fahrzeugen und öffentlichen Ladepunkten sollte 15 zu 1 betragen. Wir liegen da etwas darunter, weil uns die rasant gestiegenen Zulassungszahlen des vergangenen Jahres überrascht haben. Was die Auslastung angeht, haben wir aber alles gut bewältigt. Sachsen steht sehr gut da.
Die Gläserne Manufaktur – eine von drei Produktionsstätten der Volkswagen Sachsen GmbH – wurde am 19. März 2002 in Betrieb genommen. Und hat sich zum Besuchermagneten und Zentrum für Elektromobilität entwickelt. Bis 2016 diente sie als Produktionsstätte für den Phaeton, bis Ende 2020 für den e-Golf.
Seither wird der vollelektrische VW ID.3 gebaut. Die Käufer können die Fertigung ihres Wagens begleiten und anschließend abholen. Über 2 Mio. Menschen haben die Manufaktur bereits besucht, rund 350 Beschäftigten bietet sie Arbeit.
Wird das Netz die Elektromobilität überhaupt aushalten?
Wald: Wir haben mal in einer Einfamilienhaussiedlung simuliert, wie sich hundert Prozent Elektromobilität auswirken. Allein die Zeitpunkte und die Dauer der Ladevorgänge verteilen sich so stark, dass das Netz geringer belastet wird als erwartet.
Das hat uns die größten Befürchtungen genommen. Und wenn wir irgendwo das Netz erneuern, berücksichtigen wir bereits jetzt, wie die Elektromobilität dort in zehn Jahren sein wird.
Auerswald: Auch das bidirektionale Laden, also die Nutzung von Fahrzeugbatterien als temporäre Energiespeicher, kann weiterhelfen, Belastungsspitzen zu glätten. Das treibt der Automobilsektor gerade massiv voran. Und viele Elektrofahrzeuge, die wir ab Sommer 2022 auf den Markt bringen, werden das bidirektionale Laden unterstützen.
Wald: Ja, und wenn man bedenkt, wie viel Zeit so ein Auto steht, gerade im Sommer – was kann da Besseres passieren, als den Sonnenstrom da einzuspeisen?
Wenn Sie einen Blick in die Zukunft werfen: Was wird für uns bei Fahrzeugen eigentlich normal sein?
Auerswald: Die Digitalisierung und die Vernetzung der Fahrzeuge werden stark zunehmen, autonom fahrende Fahrzeuge sich gegenseitig über Gefahrenquellen informieren. Und die Fahrzeuge sich stärker als Wohn- und auch Lebensraum definieren.
Wald: Das Laden wird für die Nutzer in Zukunft immer einfacher. Sie können ihr Fahrzeug dann künftig nur noch anstecken, ohne eine App oder Kreditkarte zu benötigen.
Wo in Sachsen steht eigentlich die schönste Ladesäule?
Auerswald: Ich empfehle die Ladesäule vor der Gläsernen Manufaktur. Man kann hier das Hygienemuseum besuchen, einen Spaziergang im Großen Garten machen oder Dynamo Dresden im Stadion die Daumen drücken.
Wald: Mir fällt da sofort die Blaue Lagune am Berzdorfer See bei Görlitz ein. Wer früh kommt, kann unweit des Sees sein Auto laden und baden gehen.
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