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SachsenEnergie Newsroom Im Fokus Wandelbots: Ein Doppelinterview
Innovation Wandelbot: Doppelinterview „Ich wünsche mir, dass man größer denkt“

Wie viel Energie gibt es Menschen, in Sachsen zu arbeiten? Maria Piechnick hat in Dresden das erfolgreiche Start-up Wandelbots gegründet. Dr. Frank Arnold treibt als Vertriebschef von SachsenEnergie innovative Angebote voran. Hier sprechen die beiden über das besondere Flair im Freistaat.

Wandelbots: Ein Doppelinterview

Frau Piechnick, Herr Dr. Arnold – angenommen, Sie lernen sich während eines Abendessens bei gemeinsamen Freunden kennen: Wie erklären Sie sich gegenseitig, was Sie beruflich tun?

Maria Piechnick: Ich würde erzählen, dass ich Gründerin von „Wandelbots“ bin und dass wir mit unserem Dresdner Start-up ein Produkt entwickelt haben, mit dem jeder Mensch ganz einfach Roboter programmieren und mit Ihnen arbeiten kann. Damit wollen wir die Automatisierungswelt und alte Programmier-Muster auf den Kopf stellen. Es freut mich, Sie kennenzulernen, Herr Dr. Arnold!

Frank Arnold: Die Freude ist ganz meinerseits! Ich habe gerade gesehen, dass auf dem T-Shirt eines Ihrer Kollegen steht: „Robots for the People“ …

Piechnick: ... ja, genau! Roboter für alle Menschen, sozusagen.

Arnold: Da versuche ich gleich mal, eine Brücke zu bauen: Ich bin für Vertrieb und Marketing der SachsenEnergie zuständig. Ein Konzern, der entstanden ist aus der Verbindung der Energieversorgungsunternehmen vor Ort, DREWAG und ENSO. Auch wir wollen eben etwas für die sächsischen „People“ tun. Nämlich einfache Lösungen entwickeln, um den Menschen hier die vielen neuen Möglichkeiten rund um Energie, Elektromobilität und Telekommunikation nahezubringen. Im Servicebereich arbeiten auch wir künftig mit künstlicher Intelligenz und denken über digitale Erlebnisse für unsere Kunden nach. Insofern gibt es da zwischen uns Ähnlichkeiten.

Wahrscheinlich müssen Sie so wie jetzt häufiger erklären, was ihre Unternehmen genau machen – ist das anstrengend?

Arnold: Bei SachsenEnergie glauben zumindest alle zu wissen, was wir machen: Gas, Strom und Netzanschlüsse und in Dresden auch Fernwärme und Wasser. Schwieriger ist es zu erklären, dass wir schrittweise viel mehr bieten als das. Zum Beispiel, wenn du ein Haus baust, sorgen wir dafür, dass auf dein Dach eine Photovoltaikanlage kommt – wenn du willst. Und dass du den Strom, den du da erzeugst, auch in deinem Elektroauto verbrauchen kannst. Das ist eine ganze Produktwelt, die man im ersten Schritt gar nicht vermutet, aber eben bei uns bekommt.

Piechnick: Bei „Wandelbots“ im Headquarter am Großen Garten in Dresden können wir ganz gut zeigen, was wir machen. Im Prinzip könnte man sagen, wir bauen ein Windows für Roboter. Roboter sind heute das, was PCs Ende der achtziger Jahre waren: ein Werkzeug für Spezialisten und Experten. Und „Microsoft“ hat es mit Windows geschafft, diese Technik allen Menschen zu erschließen. Das ist sehr ähnlich zu dem, was wir machen. Und das ist auch einer der Gründe, warum der Konzern „Microsoft“ bei uns investiert.

Es gibt noch weitere Investoren, die „Wandelbots“ Risikokapital zur Verfügung gestellt haben, es heißt, 35 Millionen Euro. Ein großer Druck?

Piechnick: Natürlich sollen die Investoren irgendwann ihr Geld wiederbekommen. Bezogen auf die Finanzierung ist unser großes Ziel, dass wir in vier bis fünf Jahren einen Börsengang machen. Auch wenn Sachsen bisher eher mittelständisch geprägt ist, es ist unser Antrieb, einen ostdeutschen DAX-Konzern aufzubauen. Das klingt für Sie wahrscheinlich größenwahnsinnig, aber das ist das Ziel.

Herr Arnold – klingt es größenwahnsinnig?

Arnold: Ich sage mal, Bill Gates hat auch in der Garage angefangen … Ohne dass ich Fachmann auf diesem Gebiet bin, kann ich mir schon vorstellen, dass das Konzept von Wandelbots großes Potenzial hat.

Frau Piechnick, warum ist Größe für Sie ein erstrebenswertes Ziel?

Piechnick: Größe ist kein Ziel per se. Wir wollen die Welt verändern. Umsatzwachstum ist ein guter Indikator. Wenn man ­venture-capital-finanziert ist, dann ist Wachstum eine zentrale Kerngröße, um als Firma zu bestehen. Gleichzeitig war es immer unser eigener Anreiz, das hier in der Gegend zu schaffen und zu sagen: Auch im Osten, auch in Dresden ist es möglich, ein Start-up von der ersten Idee bis zum großen Unternehmen aufzubauen.

Gibt es eine spezielle Energie, die Sachsen antreibt?

Piechnick: Ich glaube, eine Stärke, die wir Sachsen haben, ist das Talent, uns selbst zu helfen, wenn Probleme auftauchen.

Arnold: Ergänzt durch eine starke regionale Prägung. Der Freistaat Sachsen steht für das Ingenieurswesen, er ist ein anerkannter und geschätzter Wissenschaftsstandort – und daraus möchte man etwas machen. Hier, vor Ort, mit der Intelligenz, die wir Sachsen haben, und dem Knowhow. Das hören wir in Kundenbefragungen immer wieder, wenn wir wissen wollen, was ist für Sie wichtig? Die Antwort lautet dann häufig: Dass das Produkt von einem ortsansässigen Anbieter kommt.

Piechnick: Aber gleichzeitig ist es offensichtlich, dass man hier tendenziell zu wenig aus seinem Potenzial macht, man sein Licht zu sehr unter den Scheffel stellt. Ich würde mir wünschen, dass man größer denkt und andere auch darin unterstützt.

Arnold: Gute Beispiele machen da auf jeden Fall Mut.

Piechnick: Es geht darum, Leuchtturm-Projekte zu setzen, Beispiele zu geben und Vorreiter zu sein.

Was fehlt Sachsen noch zum perfekten Standort für innovative Unternehmen?

Arnold:  Eine breitere Industriebasis, die es gewohnt ist, Risikokapital zu geben, und die Unternehmen in den Anfangsphasen mit Wissen unterstützt.

Piechnick: Aufträge von der Industrie vor Ort sind für uns als Start-up vor allem am Anfang wichtig, um wirtschaftlich weiter wachsen zu können. Damit sieht es in anderen Teilen Deutschlands wesentlich besser aus. Und dann ist da noch das Thema Mitarbeitergewinnung: Wir arbeiten in einem hochtechnologischen Bereich und brauchen dafür Talente, die es nicht nur vor Ort gibt. Wir stellen internationale Mitarbeiter ein, und damit haben wir in Sachsen einen Standortnachteil. Da musst du erstmal vermitteln: Hey, es lohnt sich, nach Dresden zu kommen und die Familie mitzubringen. Auch in Sachsen ist Offenheit angesagt und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen!

Wie viele verschiedene Nationalitäten arbeiten bei Ihnen, Frau Piechnick?

Piechnick: Ich glaube, 11. Wir haben Kolleginnen und Kollegen aus Taiwan, China, Nigeria, Mexiko, der Schweiz oder den Niederlanden. Wir Gründer kommen direkt von der Technischen Universität Dresden und haben als Wissenschaftler gearbeitet. Für uns sind internationale Teams schon immer selbstverständlich – dann kam Pegida, und obwohl wir das selbst anders gewöhnt waren, wurden da Bilder platziert, die nachhaltig wirken. Wir haben diese Gespräche immer noch, wenn wir mit Leuten in den Bewerbungsprozess gehen. Auch wir müssen uns bei den Talenten bewerben, nicht nur sie sich bei uns.

Arnold: Bei uns arbeiten Menschen aus aller Welt, von Mexiko bis Russland, insgesamt 17 Nationalitäten. Und auch wir müssen uns dem Ringen um die besten Talente stellen, in allen Bereichen.

Herr Dr. Arnold – weil wir bei „Wandelbots“ zu Gast sind und sich hier alles um Roboter dreht: Haben Sie einen Roboter zu Hause? Einen Rasenroboter vielleicht?

Arnold: Nein, habe ich nicht. Wobei ich mich auch frage: Wo fängt eigentlich ein Roboter an? Ist eine Waschmaschine oder eine Geschirrspülmaschine nicht auch schon eine Art Roboter?

Piechnick: Laut Definition ist ein Roboter eine elektromechanische Maschine, die von Software gesteuert wird – in diesem Sinne also so ziemlich alles heutzutage. Eigentlich stammt der Name Roboter aus dem Russischen und heißt übersetzt „die Arbeit“ oder „Arbeit abnehmen“.

Arnold: Rabota!

Wenn Sie sich unsere Welt in 20 Jahren vorstellen – was denken Sie, welche Roboter uns da im Alltag begegnen?

Arnold: Ich glaube, alles, was repetitiv ist, also sich ständig wiederholt, wird künftig von IT-Lösungen oder Robotern ersetzt.

Piechnick: Meine Vision ist, dass Produktionsketten wieder nachhaltiger werden und Prozesse, die in die weite Welt ausgelagert wurden, wieder lokal stattfinden, weil man durch Roboter auf Bedarf Produkte schnell vor Ort produzieren kann. Damit meine Socke nicht schon zweimal um die Welt gereist ist und mehr unterwegs war als ich selbst. Und ich denke, Roboter werden auch in unserem Alltag Einzug halten. Ähnlich wie vor 20 Jahren für uns das Smartphone nicht vorstellbar war, können wir uns jetzt noch nicht vorstellen, wie die Robotik unser Leben definieren wird. Aber jeder kann das mitgestalten, denke ich. Das machen wir gerade.

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